Jeden Tag holt er mich mit dem Auto von der Arbeit ab. Selbstverständlich ist alles eingekauft.
Er fährt mich zu meiner Wohnung......ohne dass er versteht, was ich da will.
Ich erkläre: Wäsche, Onlinebanking, Blumengießen, Putzen.
Anschließend macht er bei sich Abendbrot.
Wenn ich erscheine, steht ein Glas Wein auf dem Tisch, das Essen wird wenig später gereicht.
Die Abende verlaufen ruhig, das Fernsehprogramm läuft nach meinen Wünschen. Will ich in´s Bett wird gefragt, ob er den Fernseher im Schlafzimmer einschalten soll oder ob ich doch lieber lesen will.
Morgens fährt er mich zur Arbeit.
Alles nach Wunsch. Alles im Lot.
Für einen Tag ist es ein Traum, besonders wenn er beschissen war.
Täglich fühlt sich das Ganze an, als wäre ich amputiert.
Am Kopf.
Der Versuch, eine Powerfrau ruhig zu stellen......endet in einem Fiasko.
Als er am Samstag um 17.00 Uhr wegen eines Nebenjobs die Wohnung verließ, wurde mir das ganze Dilemma ziemlich bewusst.
Den Laptop unterm Arm sah er mich ungläubig an und sprach: "Nu hör aber auf, du hast über 100 Fernsehprogramme."
Genau.
Und so sass ich von 17.30 Uhr bis zum Ende von "Wetten Dass" auf seiner fabelhaften Couch und hatte eine Aufgabe.
Auf seinen Hund aufpassen.
Leider lag "Tysi" seit 18.30 Uhr im Bett und so hatte es sich mit meiner Aufgabe schon mal erledigt.
Es kam, wie es kommen musste. Ich lag im Bett und hatte Sehnsucht.
Sehnsucht nach meinem zu Hause......unfassbar, das man mit 47 Jahren Sehnsucht nach seiner
800m bis zu einer anderen.....geliebten, unperfekten Welt.
Ich hätte mir gewünscht, dass er einfach zu mir gesagt hätte: Hey Baby, musst ja nicht den ganzen Abend hier rumsitzen. Mach dein Ding, wär aber toll, wenn du später bei Tysi wärst, nur sicherheitshalber.
Das wäre ein Traum.
Jedoch würde dieser Zustand Unruhe in ihn hervorrufen.....ich könnte Dinge tun, die er nicht beeinflussen kann.......es kann ja viel passieren in 800m Luftlinie.
Seine Minusgedanken sind mir einfach zu viel.
Oder soll ich es Misstrauen nennen?